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Islamfeindlichkeit und Islamismus

(Bild: ©Krakenimages.com - stock.adobe.com)

Was ist mit „der Islam“ überhaupt gemeint?

"Der Islam" ist ein Sammelbegriff, der eine Vielzahl von Strömungen, Traditionen und Praktiken umfasst. Muslime sind keineswegs eine homogene Gruppe, sondern vielmehr eine diverse Gemeinschaft mit unterschiedlichen kulturellen, sozialen und politischen Hintergründen.

Wenn über "den Islam" gesprochen wird, ist es entscheidend, diese Vielfalt zu berücksichtigen. Gemeint sein könnten islamische Regime, Moscheen als religiöse Stätten, bestimmte theologische Auslegungen, die zu Recht kritisiert werden, oder Muslime in spezifischen geografischen Kontexten wie Deutschland oder weltweit.

Eine präzise Definition dessen, worüber diskutiert wird, kann dazu beitragen, Missverständnisse zu vermeiden und Pauschalurteile im Vorfeld zu reduzieren. Es ist wichtig anzuerkennen, dass innerhalb des Islams unterschiedliche Schulen des Denkens existieren, die sich in ihrer Auslegung der religiösen Texte, sozialen Normen und politischen Ansichten stark unterscheiden können.

Zusätzlich ist es wichtig, zu betonen, dass die Vorstellung von "dem Islam" oft durch politische Interessen, mediale Darstellungen oder persönliche Erfahrungen geprägt ist.

Was bedeutet Islamfeindlichkeit?

Es gibt verschiedene Begriffe wie Islamfeindlichkeit, Muslimfeindlichkeit oder antimuslimischer Rassismus. Islamfeindlichkeit bezieht sich auf eine kategorische Ablehnung des Islam, weil dieser als gefährlich oder fremd wahrgenommen wird.

Wenn Musliminnen und Muslimen Feindseligkeiten entgegengebracht wird, wird auch von Muslimfeindlichkeit gesprochen. Diese kann auch Menschen treffen kann, die keine Musliminnen oder  Muslimen sind, aber für solche gehalten werden und so eben von Vorurteilen betroffen sein können. Darum wird auch von antimuslimischem Rassismus gesprochen.

Allerdings ist nicht jede Ablehnung islamfeindlich. Zum Beispiel können islamistische Strömungen kritisiert werden, die das interkulturelle Zusammenleben gefährden oder Menschenrechte durch diese infrage gestellt werden. Die Intention darf aber nicht sein, Musliminnen und Muslime oder den Islam unter einen Generalverdacht zu stellen oder ausgrenzen zu wollen.

Was bedeutet Islamismus?

Islamismus dient als Überbegriff für unterschiedliche extremistische Strömungen, die gesellschaftliche Vielfalt und die freiheitlich-demokratische Gesellschaft ablehnen. Sie teilen die Überzeugung, es gäbe eine gottgewollte Ordnung, der sich alle gesellschaftlichen Bereiche unterzuordnen haben. Sie sprechen anderen Angehörigen der Religion sogar ab Musliminnen oder Muslime zu sein. Sie halten ihre fundamentalistischen Positionen für den einzig wahren Islam.

Diese Sichtweise wird allerdings auch von Musliminnen und Muslimen abgelehnt. 81% der Musliminnen und Muslime in Deutschland hält die Demokratie für die beste Staatsform, in der deutschen Mehrheitsgesellschaft ist der Anteil mit 70% geringer. Musliminnen und Muslimen eine grundsätzliche Sympathie für islamistische Ideen zu unterstellen ist ungerechtfertigt.

Was tun gegen Islamfeindlichkeit und Islamismus?

Muslimisches Leben gehört selbstverständlich zum Kreis Viersen. Es ist wichtig, problematischen extremistischen Einstellungen entgegenzuwirken und gleichzeitig muslimische Lebensweisen zu respektieren - und vor Diskriminierung zu schützen.

Interkulturelles Zusammenleben und Zusammenwachen kann Irritationen und Missverständnisse verursachen.

Über diese wertschätzend und auf Augenhöhe zu kommunizieren, ist Grundlage diese Missverständnisse zu überwinden. Darum engagiert sich der Kreis Viersen für interkulturelle Begegnung und gesellschaftlichen Zusammenhalt und gegen jede Form von Ausgrenzung und Abschottung.

Häufige Missverständnisse über den Islam

Wollen Musliminnen und Muslime sich integrieren?

Muslimische Menschen haben in der Berufswelt Kontakt zur Angehörigen der Mehrheitsgesellschaft. Sie engagieren sich in Vereinen und suchen selbst aktiv den Kontakt zu Menschen anderer kultureller Prägung. Zudem fühlen sich in Deutschland lebende Menschen muslimischen Glaubens zu mehr als 96% mit Deutschland verbunden.

Ist der Islam mit unserer aufgeklärten Gesellschaft vereinbar?

Ist der Bau von Moscheen ein Zeichen der Islamisierung?

Im Gegenteil: Sie zeigen, dass Musliminnen und Muslime sich als Teil der deutschen Gesellschaft verstehen. Sie möchten dies nach außen hin zeigen. Würden sie weiterhin in Hinterhofmoscheen beten, wäre dies ein Zeichen dafür, dass das gesellschaftliche Zusammenwachsen nicht gelingt. Stattdessen fordern Musliminnen und Muslime in Deutschland ihr garantiertes Recht auf Gleichberechtigung ein.

Ist das Kopftuch ein Zeichen dafür, dass muslimische Frauen unterdrückt werden?

Wenn Muslima das Kopftuch freiwillig tragen, so ist dies zu akzeptieren. Dass es unter Menschen muslimischen Glaubens patriarchale Vorstellungen geben kann, bedeutet nicht, dass Musliminnen pauschal unterdrückt werden. Das Tragen des Kopftuchs kann religiöse Gründe haben, aber auch bedeuten die eigene Kultur nach außen hin zeigen zu wollen. Zudem sollte bedacht werden, dass Gewalt gegen Frauen in islamischen Kreisen ebenfalls abgelehnt wird und muslimische Frauen gegen solche patriarchalen Vorstellungen ebenfalls Position beziehen. Das Kopftuch sagt daher nichts über Unterdrückung aus, zudem tragen nicht mal ein Drittel der muslimischen Frauen ein Kopftuch. Muslima nehmen am Berufsleben teil. Die, die kein Kopftuch tragen, werden häufig auch nicht als Muslima wahrgenommen.

Darf man den Islam überhaupt kritisieren?

Kritik, auch an Religionen, ist ein Grundrecht in Deutschland. Allerdings setzt dies voraus, dass eine Kritik fair bleibt. Das bedeutet, dass

  • eine Kritik frei von Pauschalisierungen ist, z.B. dass muslimischen Menschen unterstellt wird zu Gewalt zu neigen oder gefährlich zu sein.
  • mehrere Perspektiven beleuchtet werden. Wenn ein Muslim eine Straftat begeht, dann kann die Tat nicht allein mit der Religionszugehörigkeit erklärt werden, wenn soziale Problemlagen ausgeblendet werden, die die Tat besser erklären würden.
  • der Pluralismus, also die Vielstimmigkeit, im Islam ausgeblendet wird. Werden in der Kritik Stimmen des Islams berücksichtigt, die sich bereits mit dem zu kritisierenden auseinandergesetzt haben?

Wo gibt es weitere Informationen?

Informationen zu muslimischem Leben im Kreis Viersen, zu Islamfeindlichkeit und Islamismus sowie Beratungs- und Unterstützungsangebote zu diesen Themen bieten die Koordinierungsstelle Extremismusprävention und Wegweiser Mönchengladbach und Kreis Viersen an.

Kontakt

  • 50/3 Kommunales Integrationszentrum, Sozial- und Pflegeplanung
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