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Islamfeindlichkeit und Islamismus

Was ist mit „der Islam“ überhaupt gemeint?

„Der Islam“ ist ein Sammelbegriff und Muslime sind keine homogene Gruppe!

Wenn über „den Islam“ gesprochen wird, sollte diese Frage gestellt werden. Sind islamische Regime gemeint? Moscheen? Auslegungen, die zu Recht kritisiert werden? Muslime in Deutschland oder weltweit?

Eine Klärung worüber gesprochen wird, verhindert Missverständnisse und Pauschalisierungen im Vorfeld.

Was bedeutet Islamfeindlichkeit?

Es gibt verschiedene Begriffe wie Islamfeindlichkeit, Muslimfeindlichkeit oder antimuslimischer Rassismus. Islamfeindlichkeit bezieht sich auf eine kategorische Ablehnung des Islam, weil dieser als gefährlich oder fremd wahrgenommen wird. 

Wenn Musliminnen und Muslimen Feindseligkeiten entgegengebracht wird, wird auch von Muslimfeindlichkeit gesprochen. Diese kann auch Menschen treffen kann, die keine Musliminnen oder  Muslimen sind, aber für solche gehalten werden und so eben von Vorurteilen betroffen sein können. Darum wird auch von antimuslimischem Rassismus gesprochen.

Allerdings ist nicht jede Ablehnung islamfeindlich. Zum Beispiel können islamistische Strömungen kritisiert werden, die das interkulturelle Zusammenleben gefährden oder Menschenrechte durch diese infrage gestellt werden. Die Intention darf aber nicht sein, Musliminnen und Muslime oder den Islam unter einen Generalverdacht zu stellen oder ausgrenzen zu wollen.

Was bedeutet Islamismus?

Islamismus dient als Überbegriff für unterschiedliche extremistische Strömungen, die gesellschaftliche Vielfalt und die freiheitlich-demokratische Gesellschaft ablehnen. Sie teilen die Überzeugung, es gäbe eine gottgewollte Ordnung, der sich alle gesellschaftlichen Bereiche unterzuordnen haben. Sie sprechen anderen Angehörigen der Religion sogar ab Musliminnen oder Muslime zu sein. Sie halten ihre fundamentalistischen Positionen für den einzig wahren Islam.

Diese Sichtweise wird allerdings auch von Musliminnen und Muslimen abgelehnt und nicht einmal ein halbes Prozent der Muslime vertritt solche Sichtweisen. 81% der Musliminnen und Muslime hält die Demokratie für die beste Staatsform, in der Mehrheitsgesellschaft sind es knapp 60%. Muslimen eine grundsätzliche Sympathie für islamistische Ideen zu unterstellen ist ungerechtfertigt.

Was tun gegen Islamfeindlichkeit und Islamismus?

Muslimisches Leben gehört selbstverständlich zum Kreis Viersen. Es ist wichtig, problematischen extremistischen Einstellungen entgegenzuwirken und gleichzeitig muslimische Lebensweisen zu respektieren - und vor Diskriminierung zu schützen.

Interkulturelles Zusammenleben und Zusammenwachen kann Irritationen und Missverständnisse verursachen.

Über diese wertschätzend und auf Augenhöhe zu kommunizieren, ist Grundlage diese Missverständnisse zu überwinden. Darum engagiert sich der Kreis Viersen für interkulturelle Begegnung und gesellschaftlichen Zusammenhalt und gegen jede Form von Ausgrenzung und Abschottung.

Häufige Missverständnisse über den Islam

Wollen Musliminnen und Muslime sich integrieren?

Muslimische Menschen haben in der Berufswelt Kontakt zur Angehörigen der Mehrheitsgesellschaft. Sie engagieren sich in Vereinen und suchen selbst aktiv den Kontakt zu Menschen anderer kultureller Prägung. Zudem fühlen sich Menschen muslimischen Glaubens zu mehr als 96% mit Deutschland verbunden.

Ist der Islam mit unserer aufgeklärten Gesellschaft vereinbar?

Aufklärung bedeutet Verantwortung das eigene Leben und für die Gesellschaft in der jemand lebt Verantwortung zu übernehmen. Im Koran gibt es Passagen, die mehrdeutig sind und unter Religionsgelehrten gibt es verschiedene Auslegungen und Perspektiven. Dass religiöse Fundamentalisten, genau wie Rechtsextreme, sich aus dem Koran die Suren heraussuchen, die ihr Bild vom Islam bestätigen ist zwar richtig, dies sollte aber nicht den Blick auf die Mehrdeutigkeit des Islams verdecken. Mehrdeutigkeit bedeutet, selbst abzuwägen welches Verhalten in welcher Situation ethisch korrekt ist und damit Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen.

Ist der Bau von Moscheen ein Zeichen der Islamisierung?

Im Gegenteil: Sie zeigen, dass Musliminnen und Muslime sich als Teil der deutschen Gesellschaft verstehen.  Sie möchten dies nach außen hin zeigen. Würden sie weiterhin in Hinterhofmoscheen beten, wäre dies ein Zeichen dafür, dass das gesellschaftliche Zusammenwachsen nicht gelingt. Stattdessen fordern Musliminnen und Muslime in Deutschland ihr garantiertes Recht auf Gleichberechtigung ein.

Ist das Kopftuch ein Zeichen dafür, dass muslimische Frauen unterdrückt werden?

Wenn Muslima das Kopftuch freiwillig tragen, so ist dies zu akzeptieren. Dass es unter Menschen muslimischen Glaubens patriarchale Vorstellungen geben kann, bedeutet nicht, dass Musliminnen pauschal unterdrückt werden. Gründe für das Tragen des Kopftuchs kann religiöse Gründe haben, aber auch seine Kultur nach außen hin zeigen zu wollen. Zudem sollte bedacht werden, dass Gewalt gegen Frauen in islamischen Kreisen ebenfalls abgelehnt wird und muslimische Frauen gegen solche patriarchalen Vorstellungen ebenfalls Position beziehen. Das Kopftuch sagt daher nichts über Unterdrückung aus, zudem tragen nicht mal ein Drittel der muslimischen Frauen ein Kopftuch. Muslima nehmen am Berufsleben teil. Die, die kein Kopftuch tragen, werden häufig auch nicht als Muslima wahrgenommen.

Darf man den Islam überhaupt kritisieren?

Kritik, auch an Religionen, ist ein Grundrecht in Deutschland. Allerdings setzt dies voraus, dass eine Kritik fair bleibt. Das bedeutet, dass 

  • eine Kritik frei von Pauschalisierungen ist, z.B. dass muslimischen Menschen unterstellt wird zu Gewalt zu neigen oder gefährlich zu sein.
  • mehrere Perspektiven beleuchtet werden. Wenn ein Muslim eine Straftat begeht, dann kann die Tat nicht allein mit der Religionszugehörigkeit erklärt werden, wenn soziale Problemlagen ausgeblendet werden, die die Tat besser erklären würden.
  • der Pluralismus, also die Vielstimmigkeit, im Islam ausgeblendet wird. Werden in der Kritik Stimmen des Islams berücksichtigt, die sich bereits mit dem zu kritisierenden auseinandergesetzt haben?

Kontakt

  • 50/3 Kommunales Integrationszentrum, Sozial- und Pflegeplanung
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