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Moor

Bild: Mooratlas 2023, Eimermacher/STOCKMAR+WALTER Kommunikationsdesign, CC BY 4.0

KFK Maßnahme Nr. 9

"Potenzialanalyse zu Möglichkeiten der Moorwiedervernässung im Kreisgebiet"

Moore sind Klimaschützer, Wasserspeicher und Lebensraum – wir wollen ihr Potenzial nutzen.

Moore gehören zu den effektivsten natürlichen CO₂-Speichern der Erde – obwohl sie nur 3 % der Landfläche ausmachen, binden sie doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder zusammen. Gleichzeitig reinigen sie Wasser, fördern die Artenvielfalt und wirken temperaturausgleichend auf ihre Umgebung. Doch viele Moore sind bereits oder werden aktuell weiter entwässert und setzen dadurch große Mengen klimaschädlicher Gase frei. 

Im Rahmen der Maßnahme „Potenzialanalyse zur Moorwiedervernässung“ des Klimafolgenanpassungskonzeptes wollen wir herausfinden, in welchem Zustand die Moore und anmoorigen Böden im Kreisgebiet sind, und wo im Kreisgebiet eine Wiedervernässung möglich und sinnvoll ist. Dabei werden auch mögliche Risiken einer Wiedervernässung verschiedener Standorte untersucht. Für eine erfolgreiche Moortransformation muss auch die Sorge vor dem Verlust einer vertrauten Umwelt ernstgenommen werden, mit der Menschen sich und ihren Alltag identifizieren. Ziel ist es, Maßnahmen zu entwickeln, die das Klima schützen, die Wasserspeicherfähigkeit der Landschaft stärken (das erhöht die Resilienz gegen Starkregen und Dürren und dient dem Hoch- und Grundwasserschutz) und seltene Arten erhalten. Denn Moorschutz ist aktiver Klimaschutz – und beginnt direkt vor unserer Haustür.

Was ist ein Moor?

Bild: Mooratlas 2023, Eimermacher/STOCKMAR+WALTER Kommunikationsdesign, CC BY 4.0

Sie sind faszinierende Ökosysteme, deren Entwicklung untrennbar mit Wasser verknüpft ist. Es stammt entweder direkt aus Niederschlägen oder ist Bodenwasser, füllt aber anders als bei einem See keinen Wasserkörper, sondern nur Hohlräume im Boden aus. Der hohe Wasserstand sorgt für einen Luftabschluss des Bodens. Dadurch wird abgestorbenes Pflanzenmaterial nicht vollständig zersetzt – und Torf kann entstehen. Durch diesen Prozess wachsen Moore, und zwar ungefähr einen Millimeter pro Jahr. Außerdem sind sie oftmals nährstoffärmer und haben ein saureres Milieu (pH-Wert unter 7) als ihre Umgebung.

Es gibt verschiedene Typen von Mooren, die sich anhand ihrer Wasserabhängigkeit identifizieren lassen. So gibt es etwa Hochmoore, die sich nur aus Regenwasser speisen. Die verschiedenen Typen von Niedermooren sind hingegen abhängig von Grundwasser, Quellwasser oder Sickerwasser. Je nach Region unterscheiden sie sich in Eigenschaften wie Wasserhaushalt, Nährstoffgehalt und dem Säuregehalt ihres Wassers und Bodens. Hochmoore etwa sind sehr nährstoffarm und sauer und daher artenärmer. Allerdings sind sie reich an Spezialisten, die sich an die extremen Gegebenheiten anpassen können: So wachsen hier fleischfressende Pflanzen wie Wasserschlauch, Sonnentau oder Fettkraut. Torfmoose wiederum ziehen Nährstoffe aus dem Regenwasser, indem sie Wasserstoff-Ionen abgeben und so das Wasser versauern. Somit haben intakte Moore eine enorme Bedeutung für die biologische Vielfalt. Sie bieten einzigartige Lebensräume für Tiere und Pflanzen, die sich an die nassen Bedingungen angepasst haben. Für seltene und bedrohte Arten sind sie oft die letzten Refugien. Als besonders charakteristisch für viele Moore gelten ihre Weite, die Offenheit und zahlreiche Wasserflächen. Wat- und Wasservögeln bieten sie zahlreiche Möglichkeiten für Rast und Überwinterung.

Sie wollen sich selbst ein Bild machen? Auf der Homepage der Biologischen Station Krickenbecker Seen finden Sie weiterführende Informationen zu Naturschutzgebieten im Kreis Viersen, in denen Sie Moore vor Ihrer eigenen Haustür entdecken können.

Was Moore leisten

Über Jahrtausende haben sich in Mooren mächtige Schichten Torf angehäuft. Torf besteht zu mehr als 50 Prozent aus Kohlenstoff. Somit sind Moore die einzigen Ökosysteme, die der Atmosphäre über lange Zeiträume das Treibhausgas Kohlenstoffdioxid (CO₂) entziehen können, indem sie den Kohlenstoff als organische Substanz im Boden speichern. Nasse, intakte Moore sind also Kohlenstoffsenken: Sie wirken leicht kühlend oder sind treibhausgasneutral. Allein in Deutschland speichern sie 1,3 Milliarden Tonnen Kohlenstoff.

Aber hierzulande wie weltweit sind Moore fast überall durch menschliche Einflüsse bedroht.

Nasse Moore emittieren aber auch – und zwar weltweit jährlich 30 Millionen Tonnen des starken Treibhausgases Methan (CH₄). Das entspricht ungefähr einem Drittel der Methanemissionen aus Tierhaltung und Gülle. Die positive Klimawirkung der Kohlenstoffspeicherung in Mooren wird dadurch jedoch nicht zunichte gemacht. Die anhaltende CO₂-Senkewirkung von natürlichen Mooren verringert die CO₂-Konzentration in der Atmosphäre kontinuierlich. Dadurch haben Moore das Weltklima in den letzten 10.000 Jahren um etwa 0,6 Grad Celsius kühlen können.

Außerdem werden Moore auch als Nieren der Erde bezeichnet, denn als natürliche Filter nehmen sie Schadstoffe, Pestizide und andere Chemikalien auf und entfernen Nährstoffe wie Nitrat und Phosphor aus dem Wasser und verbessern so die Qualität von Gewässern.

Bilder: Mooratlas 2023, Eimermacher/STOCKMAR+WALTER Kommunikationsdesign, CC BY 4.0

Die gemeinsame Vergangenheit von Mensch und Moor – Einflüsse auf den Klimawandel

Von Menschen genutzt werden Moore bereits seit Jahrtausenden. Heutzutage dienen sie überwiegend der Landwirtschaft, der Forstwirtschaft und dem Torfabbau. Für diese Formen der Nutzung muss das Wasser durch Gräben, Rohre und Pumpwerke aus den Moorflächen abgeführt werden. Einer breiten Öffentlichkeit in Erinnerung rufen sie sich immer dann, wenn sie kaputtgehen und Überschwemmungen verursachen. Im Allgemeinen spricht man bei so einem Vorgang, der durch z.B. Entwässerung oder Düngung die Nutzbarkeit einer Fläche erhöhen soll, von Melioration.

Wasser ist jedoch das Lebenselixier des Moores: Wird es ihm entzogen, verändern sich die Lebensraumbedingungen gravierend. Sauerstoff gelangt in den Boden. Dabei wird der Torfkörper durch Mikroorganismen zersetzt, und es entstehen große Mengen CO₂, die in die Atmosphäre gelangen – so wird das Moor zum Klima-Problem.

In Deutschland verursachen entwässerte Moore rund 7 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen – etwa 53 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente stoßen sie jedes Jahr aus. Mit der Maßeinheit CO₂-Äquivalente wird der Einfluss unterschiedlicher Treibhausgase auf die Erderwärmung zusammengefasst. Entwässerte Moore setzen hierbei je nach Nutzungsart 20 bis 50 Tonnen CO₂-Äquivalente pro Hektar und Jahr frei.

Entwässerung beschleunigt daher nicht nur das Artensterben, sondern befeuert auch die Klimakrise. Die Schädigung von Mooren durch Entwässerung ist teilweise irreparabel: Studien zeigen, dass Landschaft und Boden in der Regel dauerhaft verändert bleiben. Dies ist auch in der Landschaft sichtbar: Durch Schrumpfung, Sackung und Mineralisierung zu CO₂ verlieren entwässerte Moorböden rund einen Zentimeter pro Jahr an Höhe. Auch die Bodeneigenschaften verändern sich durch Entwässerung: Es kommt unter anderem zu einer Bodenverdichtung, einer Verringerung der Kohlenstoffgehalte und der Bildung von Staunässe. Dadurch verschlechtert sich die Eignung für die landwirtschaftliche Nutzung.

Um die globalen Klimaziele zu erreichen (2045 will Deutschland klimaneutral sein), müssen in Deutschland jährlich mindestens 50.000 Hektar Moorböden wiedervernässt werden – eine Fläche fast so groß wie der Bodensee. Durch die Wiederherstellung trockengelegter Moorflächen in Deutschland, könnten bis zu 35 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente im Jahr eingespart werden. Fachleute weisen seit langem darauf hin, dass dieses Ziel nur mit der sofortigen und vollständigen Wiedervernässung fast aller entwässerten Moore erreicht werden kann. Viele Landwirtschaftsbetriebe stellt es bislang vor große ökonomische Herausforderungen, auf Moornutzung zu verzichten. Diese Transformation ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die nicht allein von landwirtschaftlichen Betrieben bewältigt und ohne politische Hilfestellung nur schwer gestemmt werden kann. Sie kann nur gelingen, wenn nasse Moore, der darin gespeicherte Kohlenstoff und die unter nassen Bedingungen angebauten Produkte, die nötige finanzielle Anerkennung erfahren. Die Ausrichtung der EU-Agrarpolitik sorgt außerdem dafür, dass sich Landwirtschaft auf entwässerten Böden nach wie vor mehr lohnt als die Wiedervernässung von Mooren. Ackerland hat momentan gegenüber Grünland einen höheren betriebswirtschaftlichen Wert.

Bilder: Mooratlas 2023, Eimermacher/STOCKMAR+WALTER Kommunikationsdesign, CC BY 4.0

Kartierungs-Projekt

Die heimische Moorlandschaft bedeckt in Deutschland 1,8 Millionen Hektar und damit eine Fläche von 4,2 Prozent des gesamten Landes. Durch Moorzerstörung wie Entwässerungen sind viele Gebiete verloren gegangen. Erst mit zunehmender Kartierung wird sich das wirkliche Ausmaß der Moorentwässerung und die damit verbundene Klimawirkung zeigen.

Intakte Moore sind mittlerweile sehr selten geworden in Deutschland – 95 Prozent der früheren Moorökosysteme sind nur noch daran erkennbar, wie ihr Boden beschaffen ist. Bodenproben zeigen, wie dick die Torfschicht noch ist und welche Eigenschaften die Torfe haben – etwa ob sie sehr wasserdurchlässig sind oder stark zersetzt mit geringer Wasserleitfähigkeit.

In diesem Kontext hat der Kreis Viersen als Untere Bodenschutzbehörde das durch die Bezirksregierung Düsseldorf geförderte Projekt „Systematische Bewertung der Moorböden im Kreis Viersen im Hinblick auf ihren Zustand und ihr Potenzial bei der Klimafolgeanpassung“ ins Leben gerufen. Neben einer Zustandsbewertung von ausgewählten Untersuchungsgebieten sollen nach Möglichkeit spezifische bodenschutzrelevante Fragestellungen erörtert werden, z.B. der Einfluss der Verlegung von Versorgungsleitungen auf die Entwicklung der Moorböden. Die Ergebnisse sollen im Idealfall Grundlagendaten für mögliche Folgeprojekte z.B. zur Sicherung oder Wiedervernässung degradierter Moorböden liefern.

Von Beginn an wurden im Zuge der Konzeptionierung und Auswahl möglicher Untersuchungsgebiete Vertreter der Unteren Naturschutzbehörde, der örtlichen Biologischen Station sowie der Wasser- und Bodenverbände eingebunden. Gemeinsam konnten vier Untersuchungsgebiete aufgeteilt über zwei Jahre Kartierzeitraum festgelegt werden. Im Jahr 2025 liegt der Fokus auf den Böden im Uferbereich des Poelvensees im Naturschutzgebiet (NSG) Krickenbecker Seen und De Wittsee (Nettetal) und den Böden der primär als Grünland genutzten Flächen im Saalbruch (Viersen, Willich, Tönisvorst). Im Jahr 2026 werden die Kartierungen im Bereich der Toten Rahm (Kempen) und Tantelbruch/Kranenbruch (Brüggen, Schwalmtal, Niederkrüchten) fortgesetzt.

Der Geologische Dienst Nordrhein-Westfalen kartiert seit dem 01.04.2025 im Bereich Saalbruch. Ab August 2025 werden ebenfalls die Arbeiten im NSG Krickenbecker Seen und De Wittsee aufgenommen. Kartiert werden soll voraussichtlich bis Oktober. Der Befreiungsbescheid der Unteren Naturschutzbehörde für die Arbeiten liegt seit dem 04.04. vor. Die Flächen werden zu Fuß betreten und die Bohrungen mit einem Hammer abgeteuft. In Einzelfällen werden in Rücksprache mit den Flächeneigentümern und/ oder Pächter*innen Bodenaufgrabungen zur detaillierten Beschreibung des Bodens und zur Entnahme von Bodenproben für chemische, physikalische und biologische Untersuchungen angelegt und nach der Probenahme umgehend wieder sachgerecht verschlossen. Zur Information der Eigentümer und Anwohner wurde das Vorhaben zum 06.03. gemäß dem Gesetz zur staatlich geologischen Landesaufnahme im Amtsblatt des Kreis Viersen veröffentlicht (Nr. 182/2025).

Der Zeitplan für das Jahr 2025 sieht wie folgt aus:

Zeitplan 2025
ArbeitsschrittGeplanter ZeitraumBeschreibung
1 und 2März-MaiBeginn der Kartierung im südlichen Bereich des Salbruchs, diese Flächen sind weder NSG noch im sensiblen Bereich. Anschließend die im nördlich gelegenen Gebiet außerhalb des NSGs.
3Juni-JuliNicht sensible Bereiche des NSG im nördlichen Salbruch
4JuliStart im sensiblen Bereich des NSG Salbruch
5August-SeptemberStart im NSG Krickenbecker Seen und kleiner De Wittsee mit den äußeren Randbereichen
6September-OktoberBeendigung der Moorkartierung für das Jahr 2025 mit den Uferbereichen des NSG Krickenbecker Seen und kleiner De Wittsee

Bilder: „Begutachtung des Bodenprofils eines Ackers im Bohrstock" und "Geringmächtiger Torfhorizont in einer Niederrung im Saalbruch"

Bei weiteren Fragen wenden sie sich gerne an: Frau Heyer (christin.heyer@kreis-viersen.de; Tel. 02162/ 39 - 1271) oder Frau Haberer:

Johanna Haberer
Fachbereich 12 - Bodenkundliche Landesaufnahme
Geologischer Dienst NRW – Landesbetrieb –
40208 Düsseldorf (Briefpostanschrift)
De-Greiff-Str. 195 - 47803 Krefeld (Dienstgebäude und Lieferanschrift)
Tel. +49 2151 897 330
E-Mail: Johanna.Haberer@gd.nrw.de

Paludikultur und warum sie helfen könnte

Bild: Mooratlas 2023, Eimermacher/STOCKMAR+WALTER Kommunikationsdesign, CC BY 4.0

Damit Moorböden als Ackerfläche genutzt werden können, müssen sie besonders intensiv und dauerhaft trockengelegt werden. Liegen vergleichbare Wasserstände und Bodeneigenschaften vor, sind die Treibhausgasemissionen von Grünland ähnlich hoch – die bloße Umwandlung von Acker zu intensiv bewirtschaftetem Grünland ist also weniger klimafreundlich als gemeinhin angenommen. Allerdings: Grünlandnutzung erlaubt bei einer stabilen Grasnarbe höhere Wasserstände. So kann zumindest die Emission von CO₂ etwas verringert werden.

Einsparen lassen sich Treibhausgasemissionen, wenn Ackerland in extensiv und feucht genutztes Grünland umgewandelt wird – in Höhe von etwa 15 Tonnen CO₂-Äquivalenten pro Hektar und Jahr. Eine vollständige Vernässung der Böden ermöglicht einen Rückgang der Emissionen von bis zu 35 Tonnen. Ackerbau und Grünlandnutzung im herkömmlichen Sinne ist dann nicht mehr möglich. Der Boden wäre sonst zu weich, sodass z.B. die für die Tiere notwendige Trittfestigkeit fehlt.

Deshalb braucht es flächendeckend neue Bewirtschaftungsformen, die mit nassen Böden kompatibel sind. Eine Möglichkeit zur Nutzung nasser Moore ist Paludikultur: Im Vordergrund von Paludikultur steht nicht die Herstellung von Lebensmitteln, sondern die von nachwachsenden Rohstoffen, die zum Beispiel als Baustoffe, Dämmstoffe oder Werkstoffe verwendet werden. Auf Hochmoorböden können zum Beispiel Torfmoose als Gartenbausubstrat angebaut werden und auf Niedermoorböden Röhrichte für Bau- oder Verpackungsmaterialien. Aber auch Energiegewinnung durch Nutzung der Biomasse ist möglich. Im Gegensatz zu Holz kann sie jedes Jahr geerntet werden. Bei der Verbrennung wird daher nur Kohlenstoff der Atmosphäre zugeführt, der im letzten Jahr in der Biomasse gebunden wurde und nicht wie im Holz über Jahrzehnte. Und Torfbildung ist trotz oberirdischer Ernte von Biomasse möglich, denn Pflanzen wie Seggen bilden Torf durch ihre Wurzeln, die nicht mitgeerntet werden.

Wiedervernässung technisch leicht, aber gesellschaftlich schwer

Wiedervernässung ist eine der zentralen Aufgaben der Gegenwart und Zukunft. Schon nach wenigen Jahren stoßen wiedervernässte Standorte kaum CO₂ mehr aus. Im Optimalfall können wiedervernässte Moore der Atmosphäre sogar wieder CO₂ entziehen.

Weil jedes Moor anders ist, gehört jede Vernässung einzeln vor Ort geplant: Wasserflüsse müssen betrachtet, Höhenunterschiede im Gelände vermessen und Bohrungen im Boden vorgenommen werden. Bodenproben zeigen, wie dick die Torfschicht noch ist und welche Eigenschaften die Torfe haben – etwa ob sie sehr wasserdurchlässig sind oder stark zersetzt mit geringer Wasserleitfähigkeit. Darüber hinaus ist bei trockenen Mooren unbedingt zu berücksichtigen, welche Pflanzen und Tierarten dort leben und welchen Einfluss eine Wiedervernässung vermutlich auf ihren Lebensraum haben wird. Auf diesen Grundlagen entsteht dann ein Plan, wie das Wasser in diesem Moor gehalten werden kann – und welche optimale Wasserhöhe anvisiert werden sollte. 

Der erste Schritt ist zunächst, Wasser in den Torf zu bringen. In der Regel bedeutet das: Die Pumpen werden abgestellt, die Drainagerohre aus dem Boden geholt und die Gräben angestaut. Der vorher ausgetrocknete Torf kann sich wieder mit Wasser vollsaugen und aufquellen. Mit regulierbaren Überläufen kann der Wasserstand für eine optimale Moorentwicklung eingestellt werden. Im besten Fall ist dieses Wasser nährstoffarm. Dadurch können sich moortypische, an nährstoffarme Umgebung gewöhnte Arten wieder ansiedeln. Nährstoffreiches Wasser, das aus der landwirtschaftlich genutzten Umgebung kommt, sollte nach Möglichkeit bereits im Randbereich angestaut werden. Auf diese Weise können sich die Nährstoffe ablagern oder durch chemische Prozesse abgebaut werden. Zu viel Nährstoffeintrag führt sonst zu einer verstärkten Torfzersetzung und würde die Moorflächen belasten. 

Wenn alles gelingt, ist das Moor wieder ein funktionierender Speicher von Wasser und Kohlenstoff. Das ist nicht nur gut für den Klimaschutz, sondern mildert auch Auswirkungen der Klimakrise ab: Das Moor puffert wie ein Schwamm Starkregen ab und wirkt wie eine natürliche Kühlung für die Luft.

Gelingen kann die vollständige Vernässung von Mooren allerdings nur bei Wasserüberschuss. Gerade in Zeiten sinkender Grundwasserspiegel und vermehrter Trockenperioden ist dieser aber nicht an allen Standorten gesichert. Gleichzeitig können nasse Moorlandschaften genau dieser Wasserknappheit entgegenwirken, indem sie durch großflächigen Rückhalt der Winterniederschläge zu einem guten Wasserhaushalt beitragen.

Technisch gesehen sind Wiedervernässungen leicht umzusetzen: Gräben müssen geschlossen, Pumpen umgebaut und die Entwässerungen beendet werden. Die soziale, kulturelle und besonders die wirtschaftliche Veränderung ist umso komplexer. Wie die regionalen Transformationspfade ausgestaltet werden, sollte man vor Ort entscheiden. Und zwar am besten gemeinsam, von Landwirtschaftsbetrieben, Wasser- und Bodenverbänden, Landschaftspflegeverbänden, den Menschen in den Kommunen, Naturschutzorganisationen, verarbeitenden Unternehmen, Raumplanerinnen und Raumplanern.

Bilder: Mooratlas 2023, Eimermacher/STOCKMAR+WALTER Kommunikationsdesign, CC BY 4.0

Was kann jeder Einzelne zum Erhalt der Moore beitragen?

Moorschutz ist nicht nur Aufgabe von Behörden oder Naturschutzverbänden – auch jeder Einzelne kann aktiv werden! Ob im Garten, beim Einkauf oder im Alltag: Mit einfachen Entscheidungen können wir dazu beitragen, wertvolle Moore zu erhalten, das Klima zu schützen und die Artenvielfalt zu bewahren.

1. Torffrei gärtnern – ein wirksamer Beitrag 

Obwohl der Torfabbau in Deutschland größtenteils verboten ist, werden weiterhin große Mengen Torf importiert – vor allem für Blumenerde. Rund drei Millionen Kubikmeter Torf werden jedes Jahr in Deutschland verbraucht – ein Teil davon von Hobbygärtnern.

So gehts:

  • Verwenden Sie torffreie Pflanzerde oder torffreie Substrate – diese können mit Kompost aufgebessert werden.

  • Achten Sie beim Kauf von Kräutern und Pflanzen auf torffreie Erde oder ziehen Sie Ihre Pflanzen selbst an.

  • Nutzen Sie Informationsangebote wie den BUND-Einkaufsführer für torffreie Erden.


2. Nachhaltige Landwirtschaft unterstützen

Viele Moore werden für die Landwirtschaft entwässert – das setzt große Mengen klimaschädlicher Gase frei. Zukunftsweisender ist die sogenannte Paludikultur: Hierbei werden Pflanzen wie Schilf, Rohrkolben oder Seggen auf wiedervernässten Flächen angebaut, die als Rohstoffe z. B. für Bau- oder Dämmstoffe oder in Biogasanlagen genutzt werden können.

Auch angepasste Tierhaltung sowie ein bewussterer Konsum von Fleisch und Milch tragen dazu bei, die Belastung für Moorstandorte zu reduzieren.


3. Naturschutzprojekte fördern

Unterstützen Sie lokale und überregionale Projekte, die sich für den Schutz und die Wiedervernässung von Mooren einsetzen – mit Spenden, freiwilligem Engagement oder indem Sie das Thema in Ihrem Umfeld sichtbar machen. Jeder Beitrag zählt!


Fazit: Moorschutz beginnt im Kleinen – im eigenen Garten, beim Einkauf oder durch bewusstes Konsumverhalten. Gemeinsam können wir dazu beitragen, diese einzigartigen Lebensräume zu bewahren und das Klima zu schützen.

Ausgewählte Inhalte und Abbildungen wurden dem Mooratlas 2023 entnommen:

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